Nesrin Tanç im öffentlichen Gespräch mit Achim Lengerer über die schriftstellerische und sozio-politische Arbeit von Fakir Baykurt.
In ihren literaturwissenschaftlichen Studien hat sich Nesrin Tanç mit Initiativen im Ruhrgebiet und literarischen Werken von Immigrant*innen aus der Türkei beschäftigt, insbesondere mit jenen des Schriftstellers Fakir Baykurt. Der 1929 in Akçaköy, Türkei geborene Baykurt ist einer der Hauptvertreter der türkischsprachigen sozialkritischen Literatur. Ab 1979 lebt Baykurt in Duisburg und ist der prominenteste unter den türkischsprachigen Ruhrgebietsliteraten der 1980er-Jahre. Er verfasst die Duisburg-Trilogie „Yüksek Fırınlar“ (Hochöfen, 1983), „Koca Ren“ (Mächtiger Rhein, 1986), „Yarım Ekmek“ (Halbes Brot, 1998) und mehrere Erzählungen über das Ruhrgebiet. Im Jahr 1986 gründet Baykurt den Arbeitskreis „Kuzey Ren Vestfalya Türkiyeli Yazarlar Çalışma Grubu“ (Schriftstellerinnen aus der Türkei in Nordrhein-Westfalen). Tançs Analyse zufolge setzt Baykurt mit seinen Initiativen und Werken ein Zeichen für die Literatur als Medium des kulturellen Lebens und der Zeitzeugenschaft sowie Mittel der Partizipation als Grundrecht der Zivilgesellschaft. Fakir Baykurt stirbt 1999 in Essen.
Auf Einladung der Urbanen Künste Ruhr hat Nesrin Tanç einen Artikel zu den Themen ihrer Studie „Die Ordnung der Literatur im Ruhrgebiet“ verfasst. Der Text „Territorien in der Literatur oder Warum ist vom ‚Turkish Turn‘ bislang nur in der US-amerikanischen Literatur die Rede?“ ist unter folgendem Link auf Deutsch und Englisch abrufbar: https://www.urbanekuensteruhr.de/de#/detail/kammerspiel/nesrin-tanc
„Tonspuren zur Linken“ ist ein von Achim Lengerer initiiertes temporäres Tonstudio in Dortmund-Nord im Rahmen des „Ruhr Ding: Territorien“ von Urbanen Künste Ruhr und den „Memory Stations“ der Akademie der Künste der Welt, Köln. „Tonspuren zur Linken“ forscht nach solidarischen sowie konfliktuellen Verbindungen und Vernetzungen von politisch aktiven linken Migrant*innen und westdeutsch geprägten, linken Gruppen in den 1970er und 80er Jahren in Köln sowie zwischen den Städten im Ruhrgebiet. In Gesprächen und in Kollaboration mit Gästen und Aktivist*innen werden diese komplexen Geschichten im Sinne einer mehrsprachigen „oral history“ aufgezeichnet.
Ein Veranstaltung der Urbanen Künste Ruhr in Kooperation mit den „Memory Stations“ der Akademie der Künste der Welt (Köln) und dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (Dortmund). Mit Dank an die Gastgeber*innen des Projektraumes Rekorder in Dortmund-Nord.
(c) Henning Rogge